Schalom - 36. Gruß

Nachricht 03. Mai 2021

SCHALOM IST NÖTIG

Wir  brauchen den Austausch unterschiedlicher Meinungen - in unserer demokratischen Gesellschaft ebenso wie in der Kirche. Wir brauchen Diskussion und Ringen um den richtigen Weg. Das bedeutet auch, andere Meinungen auszuhalten. Alle Menschen bei uns dürfen frei ihre Meinung sagen. Das gehört zur Stärke einer freiheitlichen Demokratie! Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius hat in einem Interview, das heute in der NOZ erschienen ist, betont, „dass alle Menschen bei uns demonstrieren dürfen müssen. Egal, was für einen Unsinn sie dabei teils verbreiten und woran sie glauben oder auch nicht. Das hält unser Land, hält unsere Demokratie aus.“ Seit Monaten allerdings beobachten wir, wie sich die Debattenkultur zunehmend verschärft. Inzwischen geht es nicht mehr nur um kleine Streitigkeiten. 72 Prozent der Bürgermeister in Deutschland wurden schon einmal beleidigt, bedroht oder sogar tätlich angegriffen. Woher kommt diese Heftigkeit und Schärfe, mit der Menschen, die anderer Meinung sind, verunglimpft und fertiggemacht werden? Boris Pistorius hat Recht: Das kann nicht toleriert werden. Alles, was strafrechtlich relevant ist, muss angezeigt und verfolgt werden. 

Wenn immer mehr Menschen andere nur noch als Feinde betrachten, die es zu bekämpfen gilt, weil sie einen anderen Standpunkt haben, dann stimmt etwas nicht. Dann müssen wir auch als Christinnen und Christen klar Stellung beziehen! Nicht, weil wir alles besser wissen. Oder für alles eine Lösung haben. Unterschiedliche Meinungen sind erlaubt. Ich fand z.B. den Künstlerprotest #allesdichtmachen wahrlich kein gelungenes Projekt. Anderen mag es anders gehen. Aber wo Menschen das oder anderes zum Anlass nehmen, einander zu bekämpfen, da müssen wir aufstehen. Da haben wir etwas zu sagen bzw. etwas weiterzugeben, was uns selbst gesagt wurde. Und wir müssen uns immer wieder an die eigene Nase packen. In diesem Jahr denke ich oft an die Jahreslosung. Worte, die Jesus gesagt hat: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6, 36). Barmherzig sein heißt für mich: Ehrlich sein. Und gleichzeitig auf dem Weg miteinander freundlich bleiben. Erstmal zuhören. Nachfragen: „Was bewegt dich? Was macht dir Angst?“ Hinschauen. Im Nächsten auch den sehen, der ebenfalls sein Bestes versucht. Das ist nicht leicht. Das erfordert Geduld. Nachsicht. Entgegenkommen. Manchmal auch Tränen. Und klare Worte. Schutz der Schwachen. Eintreten für die Hilflosen.

Was meinen Sie, was meint Ihr: Welche Aufgabe haben wir als Christ*innen in den aktuellen Debatten? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben und bin gespannt, welche Ideen Sie haben, wie wir barmherzig und gleichzeitig klar sein können. Vielleicht sehen Sie alles auch ganz anders?!

HERZLICHE EINLADUNG ZU ZWEI OPEN-AIR-GOTTESDIENSTEN

1. Himmelfahrt: 13. Mai 2021 um 11 Uhr an der Arche in Lechtingen
In den letzten Jahren haben wir am Himmelfahrtstag gemeinsam mit den vier Gemeinden unserer Region Nord am Wabezentrum der Hochschule Osnabrück draußen Gottesdienst gefeiert. In diesem Jahr dürfen dort immer noch keine Veranstaltungen stattfinden. Kurzfristig hat uns die Paul-Gerhardt-Gemeinde eingeladen, gemeinsam mit ihr im kleineren Rahmen an der Arche in Lechtingen einen Freiluft-Himmelfahrts-Gottesdienst zu feiern. Diesmal ohne Suppe und Getränke im Anschluss. Aber mit Gottes Frieden! „Geht hin in seinem Frieden“ - so werden wir auch dort wie in jedem Gottesdienst mit dem Segen entlassen werden. 

2. Pfingstsonntag: 23. Mai 2021 um 11 Uhr im Garten der Andreasgemeinde
Erinnern Sie sich noch an den ersten Gottesdienst nach dem krassen Lockdown im Frühjahr letzten Jahres? Bei herrlichem Frühlingswetter haben wir im Garten hinter der Kirche gefeiert. Gottes Geist war mit Händen zu greifen, und ich habe euphorisch gesagt: „Am liebsten würde ich immer hier draußen feiern!“ Insgesamt haben wir im letzten Jahr drei tolle Gottesdienste im Andreasgarten gefeiert. Jetzt folgt der erste in diesem Jahr. Ich freue mich sehr darauf. Insa Zimni und Michael Wendel machen wieder Musik, und Sie dürfen mit dabei sein, wenn Sie mögen. Einfach zum Mitfeiern! Wenn Sie allerdings sagen: „Noch lieber wäre es mir, wenn ich mithelfen dürfte beim Auf- und Abbau!“, dann geben Sie mir bitte Bescheid. Auch das dürfen Sie natürlich. In jedem Fall freue ich mich, Sie zu sehen! Bitte melden Sie sich im Gemeindebüro für die Freiluft-Gottesdienste an.

Und bis wir uns wiedersehen, bleibt gesegnet und behütet.
GOTTES FRIEDE SEI MIT EUCH!
Ihr und Euer Pastor Martin Steinke

PS: „Schalom ist nötig“ habe ich diesen Gruß überschrieben. Friede ist nötig, vielleicht nötiger denn je. Friede wird nicht, wenn wir einander erklären, was Friede ist, sondern wenn wir uns selbst Frieden von Gott schenken lassen, ausstrahlen und leben. Darum zum Schluss ein Gebet für den Frieden, das dem Hl. Franz von Assisi zugeschrieben wird:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, 
dass ich Liebe übe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel drückt;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; 
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; 
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.