10. Gruß aus der Andreasgemeinde

Nachricht 02. Mai 2020

Liebe Mitmenschen in der Andreasgemeinde,

Lokale öffnen, Menschen aus zwei verschiedenen Haushalten dürfen zusammenkommen und - ganz wichtig in Deutschland – wir können wieder Fußball schauen. Alles nur noch halb so schlimm, oder?

Ich freue mich über alle Lockerungen sehr, bin mir aber auch im Klaren darüber, dass diese Erleichterungen durchaus mit einem Risiko verbunden sind. Mittlerweile habe ich Übung darin, mit Mundschutz einzukaufen, aber gewöhnen werde ich mich nicht daran. Aber der Sinn dieser Maßnahme ist mir völlig klar.

Wofür mir völlig das Verständnis fehlt, sind die Fernsehbilder der „Anti-Corona-Demonstrationen“, die über die heimische Mattscheibe flimmern. Da kommen tausende wütende Menschen auf engstem Raum zusammen und jubeln Menschen zu, die die unterschiedlichsten und wildesten Theorien verbreiten. Da wird davon fabuliert, dass Bill Gates das Virus in Umlauf gebracht hat, damit eine weltweite Impfpflicht eingeführt werden kann. Außerdem soll auf seinem Wunsch hin allen Menschen ein Mikrochip eingepflanzt werden, um sie besser kontrollieren zu können. Andere befürchten, die Nachrichten über Corona seien alle gefälscht, damit unsere Regierung alle Bürger- und Menschenrechte einschränken könne. Man kann gar nicht so viel Quatsch aufzählen, wie im Umlauf ist.

Natürlich sind diese Menschen nicht alle Spinner. Gerade bei den Grundrechten sollte man lieber zwei- oder dreimal hinschauen, bevor man Einschränkungen hinnimmt. Aber vieles, was auf diesen Demonstrationen verbreitet wird, ist schlicht und einfach Lüge und grenzt an üble Nachrede.

Sogar unsere Andrea lässt das nicht kalt. Sie sitzt im Kirchraum und wer genau hinschaut, kann erkennen, wie ihre Meinung zu dem Thema ist. Auf wilde Verschwörungstheorien kann man nur so reagieren: Nichts sagen, nichts hören, nichts sehen.

Aber vielleicht ist das ja die falsche Haltung. Besser wäre es, wir würden unsere Stimmen erheben, wenn wir mit solchen kruden Ideen konfrontiert werden. Eben nicht alles stehen lassen, nicht zu allem schweigen, was an seltsamen Ideen vorgetragen wird.

„Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten“, heißt es im 8. Gebot. Ein Weghören, Wegschauen, Nichts-Sagen hilft nicht weiter. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, bedenkenlos Lügen und Falschinformationen verbreiten zu dürfen. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ sagt Jesus. Wir Christen sind der Wahrheit verpflichtet. Wir müssen uns schon die Mühe machen, alles, was wir sagen und weitergeben, auf Wahrheit und Plausibilität zu prüfen. „Nicht was zum Munde hineingeht verunreinigt den Menschen, sondern was zu seinem Munde hinausgeht, verunreinigt ihn. Denn was zum Munde hinausgeht, das kommt vom Herzen. Und aus dem Herzen kommt nicht nur Gutes, auch, was böse ist, kommt vom Herzen“. Auch dieser Spruch von Jesus sollte in heutigen Zeiten mehr Beachtung finden. Also, machen wir den Mund auf, wenn jemand uns Blödsinn als Wahrheit verkaufen will.

Wenn Sie Lust haben zum Reden und Diskutieren, dann rufen Sie einfach an. Ich bin gespannt, wie Sie dieses Thema erleben .

Bleiben Sie behütet und lassen Sie es sich gut gehen.

Udo Ferle
Diakon