Barfuß durch den Sommer

Nachricht 20. Juni 2022

War das ein schönes Sommerfest in der Andreasgemeinde am 18. Juni.

Den bis dahin heißesten Tag des Jahres hatten wir getroffen, und ich war gespannt, wie viele Menschen bei diesen Temperaturen wohl kommen würden. Der Platz im Schatten unter den hohen Bäumen im Garten, wo wir den Gottesdienst zu Beginn des Festes feierten, reichte kaum aus, so viele kamen. Die Kinder aus der KiTa hatten den Gottesdienst vorbereitet, und unser neuer Kinderchor sang zum ersten Mal. Und dann wurde gefeiert, geredet, gespielt, gegessen und getrunken, und mit unserem neuen Kirchenchor noch viel mehr gesungen. Und abends haben wir getanzt. Ein wunderschönes Fest mit vielen Begegnungen - es war mit Händen zu greifen, wie sehr das viele vermisst hatten. 

Als ich die Spielstationen für die Kinder besuchte, sah ich einige Kinder barfuß laufen. Mir fiel ein Fußballturnier ein, das ich vor Jahren mit unseren Kindern und anderen Jugendlichen auf einer Wochenendfreizeit gespielt habe. Die Bedingung: Es wird nur barfuß gespielt. Zuerst fragte ich mich noch: Tut das nicht weh? Doch dann stellte ich die Schuhe unter einen Baum am Rand der Wiese. Den ganzen Abend über standen sie dort. Einfach herrlich. Mit den blanken Fußsohlen die Erde berühren. Schnell waren sie schwarz wie die Nacht. Egal, sie hatten direkten Kontakt. Ich spürte die Grashalme, die Erde, kleine Steine. Nichts schnürte meine Füße ein. Immer freier und ungezwungener bewegte ich mich.

Ich denke zurück an meine Kindheit, wo ich oft barfuß gelaufen bin. Der argentinische Dichter Jorge Luis Borges hat, als er bereits 85 Jahre alt war, geschrieben: „Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst barfuß gehen.“

„Zieh deine Schuhe aus!“ sagt Gott zu Mose. „Denn du stehst auf heiligem Boden.“ Der Boden, auf dem Mose stand, war die Wüste und unwegsames Gebirge. Kein einladender Ort, an dem man sich wohlfühlt. Weil Gott da ist, werden die Wüste und das Gebirge zum Heiligtum. Mose erkennt und staunt: An diesem steinigen, öden Ort wohnt Gott! Weil Gott da ist, können alle Orte zu heiligem Land werden. Steinige und schöne Orte. 

Wo verbringen Sie diesen Sommer? Zu Hause? Im Garten? An der Nordsee? In Italien? Ganz egal. Wo Sie auch sind, Gott ist schon da! Vielleicht hilft Ihnen die Sommerzeit, Gott neu zu begegnen. Der Sommer kann uns freier und ungezwungener machen. Ein bisschen so wie früher, als wir Kinder waren. Ihre Schuhe müssen Sie dazu nicht ausziehen. Obwohl, schaden tut’s sicher nicht. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer. Gott behüte Sie!

Ihr Pastor Martin Steinke