Der Glockenturm wird gebaut

Im folgenden Jahr konnte endlich das Projekt „Ein Glockenturm  für die Andreasgemeinde“ realisiert werden. Schon seit langem wünschten sich der Kirchenvorstand und die Gemeinde einen Kirchturm mit Glocken direkt am Gemeindezentrum, um nicht nur von weitem als evangelische Kirche erkennbarer, sondern vor allem auch hörbar für die Menschen zum Gottesdienst und zur Andacht zu rufen. Am 7. September 1990 wurden die drei Glocken des neuen Turms in der Gießerei Rinker in Sinn/Hessen gegossen. Aus diesem Anlass sind 18 Gemeindeglieder nach Sinn gefahren, um an diesem bewegenden Ereignis teilzunehmen. Unmittelbar vor dem Guss nahmen die Glockengießer ihre Schutzhelme ab und baten Pastor Klemenz, ein Gebet zum Glockenguss zu sprechen: „Um deinen Segen, Herr, bitten wir zu unserem Tun. Dass diese Glocken kein unverantwortbarer Luxus einer sterbenden Gemeinde werden, sondern hörbare Zeichen einer lebendigen Gemeinschaft, die in Gebet, Gottesdienst und tätiger Hilfe für die Schwachen deinen Namen ehrt. Lass dieses Werk gelingen, nicht als kunstvolles Werk tüchtiger Hände, sondern auch als Symbol dafür, dass wir uns auf dich und dein Wort und deinen Auftrag einlassen wollen. Diese Glocken sollen mit ihrem Klang eine Verbindung schaffen zwischen deiner Kirche und den Menschen in ihrem Alltag, sie sollen uns daran erinnern, dass du uns nahe bist von Anfang bis Ende. Amen.“

Anschließend wurde die Schmelze aus Kupfer und Zinn in die drei im Boden vergrabenen Lehmformen gegossen. 30 Tage braucht ein Former, um die Form einer Glocke aufzubauen. Erfahrungswerte und handwerkliche Präzision sorgen dafür, dass aus der Gussform eine Glocke gelöst wird, die bis auf einen Sechzehntel-Halbton genau stimmt. Die Glocken für die Andreasgemeinde wurden auf die Töne a‘, c‘‘ und d‘‘ gestimmt und haben folgende Durchmesser: die große Glocke 89,1 cm, die mittlere 76,5 cm und die kleine 68 cm. Zusammen wiegen die Glocken fast eine Tonne - nämlich 852 Kilogramm. Jede Glocke ist mit einer biblischen Inschrift versehen. Die kleine Glocke mit einem Vers aus dem Lukasevangelium (Lk 2,14) „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden.“ erinnert an die Worte des Engels an die Hirten auf den Feldern Bethlehems in der Weihnachtsgeschichte. Die mittlere Glocke trägt einen Vers aus dem Jesajabuch (66,13) „Ich will euch trösten, wie einen eine Mutter tröstet.“ und erinnert daran, dass Gott nicht nur Vater ist, sondern auch Mutter, Schöpfer und Bewahrer, Begleiter und Tröster. Die große Glocke mit ihrem tiefen Ton ist mit einem Vers aus dem Jeremiabuch (22,29) versehen „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“, der uns auffordert, über all den Stimmen und Versprechungen die eine Stimme Gottes nicht zu überhören. Im Dezember konnten der Glockenturm aus Stahl und der Einbau der drei Glocken abgeschlossen werden. Weihnachten 1990 riefen die neuen Glocken die Gottesdienstbesucher zum ersten Mal zum Gottesdienst. Am 27. Januar 1991 wurden sie dann mit einem Gottesdienst eingeweiht. Am selben Tag wurde auch die Einweihung des An- und Umbaus des Gemeindezentrums  in den vorausgegangenen Monaten mitgefeiert. Ein neuer, größerer Jugendraum, die Bücherei, ein Meditationsraum kamen neu zum bestehenden Gebäude und einige Gruppenräume wurden baulich verändert. So sollte dem Bedarf nach mehr Platz durch die größer gewordene Andreasgemeinde Rechnung getragen werden.

Quelle: Andreas Notizzettel 10/1990