Neue Osnabrücker Zeitung, 14. Februar 2022
Liebesbriefe
Heute ist Valentinstag. Seit Tagen bekomme ich Werbemails mit der Frage: „Bist du schon vorbereitet?“ Nein, bin ich noch nicht. Zumindest brauche ich keine Fotopuzzles oder kein neues teures Handy, um meine Liebe auszudrücken.
Wie zeigen Sie Ihrem Liebsten oder Ihrer Liebsten, dass Sie ihn oder sie lieben? Liebe will schließlich auch gefeiert und zum Ausdruck gebracht werden. Jede Beziehung braucht Zeit und Einsatz.
Vor 13 Jahren haben wir vom Kirchenkreis Osnabrück am Valentinstag mitten in der Stadt 8.000 Liebesbriefe verteilt, alle vom gleichen Absender. „Für dich“ stand darauf, daneben ein großes rotes Herz. Anfangs stand ich etwas verschämt auf der Kamppromenade. Doch fast alle Vorbeikommenden reagierten freundlich, verwundert oder lachend. So wurde ich mutiger: „Darf ich Ihnen einen Liebesbrief schenken?“ Mit einigen kam ich näher ins Gespräch.
„Hallo – Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt“, begann der Brief, den wir verteilten. Ganz unten der Absender: „Ich liebe dich – Gott.“ Eine Liebeserklärung Gottes an die Menschen: „Ich habe dich aufwachsen sehen und war begeistert von deinen Talenten. Ich habe mit dir geweint, wenn du traurig warst. Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn. Für mich bist du einzigartig.“ Manche sind an diesem Tag der Einladung in die Marienkirche zum Rendezvous mit Gott gefolgt.
Heute ist Valentinstag. Ich überlege wieder, wie ich auf Gottes Liebesbrief antworte. Beziehung braucht eben Zeit.
Martin Steinke, Pastor der ev.-luth. Andreasgemeinde Wallenhorst