A) Bibeltext
Dann stand er vom Gebet auf und ging zurück zu den Jüngern. Er sah, dass sie vor lauter Trauer eingeschlafen waren. Er fragte sie: »Wie könnt ihr nur schlafen? Steht auf und betet, damit ihr die kommende Prüfung besteht!« Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe. Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze. Er kam auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Aber Jesus sagte zu ihm: »Judas, willst du den Menschensohn wirklich mit einem Kuss verraten?« Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte. Sie fragten: »Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?« Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer, die dem Hohepriester unterstanden. Er hieb ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr und heilte den Mann. Dann wandte er sich an die Leute, die ihn festnehmen wollten: die führenden Priester, die Hauptmänner der Tempelwache und die Ratsältesten. Er sagte: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr hier angerückt! Bin ich denn ein Verbrecher? Ich war täglich bei euch im Tempel. Aber dort habt ihr keine Hand gegen mich erhoben. Doch jetzt ist eure Stunde gekommen, und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an. Die Männer nahmen Jesus fest, führten ihn abund brachten ihn in das Haus des Hohepriesters.
B) Das Bild
• Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an.
• Was empfinden Sie beim Betrachten?
• Wie hätten Sie diese Bibelstelle „in Szene“ gesetzt? Hätten Sie auch diesen Ausschnitt gewählt? Was wäre Ihnen wichtig gewesen.
• Wie finden Sie die Stimmung in diesem Bild? Wirkt das Bild eher ruhig oder vermittelt es eine gewisse Spannung?
C) Weiterführende Gedanken
• Jesus steht auf vom Gebet? Wissen Sie, was er gebetet hat? Was für ein Gebet hätten Sie in seiner Situation gewählt?
• Die Jünger schlafen „vor Trauer“. Ist das Ihrer Meinung nach eine Entschuldigung oder ist Jesus zu Recht enttäuscht? Warum trauern die Jünger überhaupt?
• Was ist „trauern“ für Sie? Welche Folgen kann Trauer haben?
• Die Jünger scheinen bereit zu sein, für Jesus in den Kampf zu ziehen. Warum lässt sie Jesus nicht gewähren?
• Jesus heilt eine der Wachen. Würden Sie auch so handeln? Oder ganz anders?
D) Gedanken zum Abschluss:
Für diejenigen, die etwas älter sind, tauchte diese Frage in einem anderen Gewand auf, als sie die Generation der Mütter und Großväter (in Deutschland) fragte: „Wo warst Du, als Jüdinnen und Juden in Deutschland verfolgt und später ermordet wurden?“ Und wir Nachgeborenen haben uns mit der Frage auseinandergesetzt: „Was hätten wir getan, wenn wir damals gelebt hätten?“ Entscheidend ist nicht die Antwort, die wir gefunden haben oder die wir geben könnten. Die Lehre aus unserer Geschichte ist doch, diese Frage offen zu halten und immer wieder auf die Herausforderungen der Gegenwart zu beziehen. So werden wir Heutigen uns fragen lassen müssen, was wir getan haben, damit keine Flüchtlinge mehr im Mittelmeer ertrinken, damit Kinder in anderen Teilen der Welt nicht mehr verhungern.
Gert-Axel Reuß, Pastor der Nordkirche, seit 2001 Domprobst zu Ratzeburg