Die Tempelreinigung (Joh. 2,13-17)

A) Bibeltext

Das Passafest der Juden stand kurz bevor. Da ging Jesus nach Jerusalem. Im Tempel traf er auf Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften. Auch Geldwechsler saßen dort. Da machte Jesus sich aus Stricken eine Peitsche und jagte sie alle aus dem Tempel hinaus samt ihren Schafen und Rindern. Die Münzen der Geldwechsler schleuderte er auf den Boden und stieß ihre Tische um. Zu den Taubenhändlern sagte er: »Schafft das weg von hier! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!« Seine Jünger erinnerten sich daran, dass in der Heiligen Schrift steht: »Der Einsatz für dein Haus wird mich aufreiben!«


B) Das Bild
• Sehen Sie sich das Bild genau an.
• Gibt es Ihrer Meinung nach den Text wieder? Oder fehlt etwas?
• Was fällt Ihnen besonders ins Auge?
• Was hätten Sie anders dargestellt?


C) Weiterführende Gedanken

• „Das Passafest der Juden stand kurz bevor“. Was könnte dieser Satz über den Autor verraten?

• „Im Tempel traf er auf Händler…“ Ist Jesus überrascht, die Händler dort zu finden? Ist Jesus vorher nie im Tempel gewesen?

• Warum sind in Ihrer Vorstellung die Händler und Geldwechsler am Tempel?

• Ist in Ihren Augen Jesu Vorwurf, der Tempel würde zu einer Markthalle gemacht, gerechtfertigt?

 
D) Gedanken zum Abschluss

Die Anwesenheit von Tierhändlern und Geldwechslern auf dem Tempelplatz hatte einen doppelten Grund: Einerseits wurde damit den Pilgern der Kauf einwandfreier und priesterlich anerkannter Opfertiere ermöglicht. Andrerseits war dieser Markt eine wichtige Einnahmequelle für den Tempel selbst und für viele, die in irgendeiner Weise an diesen Geschäften beteiligt waren. Er fand in den Säulenhallen statt, die den äußeren „Vorhof der Heiden“ umsäumten.Diesen Bereich durften auch Nichtjuden betreten. Für die jüdischen Pilger war dies also eine praktische Einrichtung, und da die nichtjüdischen Besucher nicht zählten, fand man das unbedenklich. Gerade hier setzte Jesu Widerstand ein“

Aus: (Walter Klaiber: Die Botschaft des Neuen Testaments, Markusevangelium, Seite 218).

 

Die geschilderte Aktion Jesu muss im Kontext des symbolisch-prophetischen Auftretens interpretiert werden. Sie richtet sich nicht gegen Menschen, sondern gegen ihr ungerechtes Treiben, insofern gegen einen Unrechtszustand. Im gewaltfreien Diskurs ist es wichtig, zwischen der bösen Tat und der Person, die sie begeht, zu unterscheiden. Nicht der Mensch ist böse, wenn er schlecht handelt, sondern seine Tat oder der Unheilszusammenhang, in den er verstrickt ist und von dem aus sich sein negatives Tun ableitet. Seine prophetisch-symbolische Aktion richtet sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen ihr verbrecherisches Tun. Zu den Hauptprinzipien der gewaltfreien Aktion zählt, das Unrecht, nicht aber den Gegner zu bekämpfen, zwischen Unrecht und der Person des Täters stets eine Unterscheidung zu machen. Markant ist, dass Jesus die Tische und die Stände der Menschen attackiert, sie umwirft, nicht aber die Menschen physisch verletzen will. Jesus geht es um das Aufzeigen der Gewalt, die durch das Tempelsystem ausgeübt. Menschen werden ausgebeutet durch den Wucher jener, die mit der Tempelherrschaft kooperieren. Umgeworfene Tische können wohl nicht als Gewalt an Menschen gewertet werden.

Auszug aus: http://www.klaus-heidegger.at/?p=3150