Die Salbung in Bethanien (Joh. 12,1-13)

A) Bibeltext

Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus wieder nach Betanien. Dort wohnte Lazarus, den er von den Toten auferweckt hatte. Zusammen mit seinen Schwestern veranstaltete er ein Festmahl für Jesus. Marta bewirtete die Gäste. Lazarus lag mit Jesus und den anderen zu Tisch. Da nahm Maria eine Flasche Salböl. Es war reines, kostbares Nardenöl. Damit salbte sie Jesus die Füße. Dann trocknete sie seine Füße mit ihren Haaren ab. Das ganze Haus wurde vom Duft des Salböls erfüllt. Da sagte einer von den Jüngern, Judas Iskariot, der Jesus später verriet: »Warum hat man dieses Salböl nicht für 300 Silberstücke verkauft und das Geld den Armen gegeben?« Das sagte er aber nicht etwa, weil es ihm um die Armen ging. Vielmehr war er ein Dieb. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und schaffte Geld daraus beiseite. Doch Jesus erwiderte: »Lass sie! Sie hat es aufbewahrt, um mich damit schon heute für mein Begräbnis zu salben. Arme wird es immer bei euch geben. Aber mich habt ihr nicht für immer bei euch.«

B) Das Bild

• Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an.

• Das Bild ist nach der Überlieferung des Johannes gemalt (Joh.12,1-8). Fehlt Ihnen irgendetwas?

• Wie wirken Jesus und die Frau auf dem Bild auf Sie?

• Welche Person wären Sie lieber?

C) Weiterführende Gedanken

• Kommen Ihnen die Namen Marta und Maria bekannt vor?

• Wie würden Sie sich verhalten, wenn der Mensch zu Ihnen als Gast kommt, der sie von den Toten auferweckt hat?

• Welche Begrüßungsrituale haben Sie, wenn Sie sich auf einen lieben Besuch einstellen? Wie machen Sie deutlich, dass der Besuch willkommen ist?

• Welche Vorstellung von Judas transportiert dieser Text?

• „Das ganze Haus wurde vom Duft des Salböls erfüllt.“ Was erfüllt Sie persönlich? Spielen Düfte, Gerüche dabei eine Rolle?

• Was könnten Lazarus und Marta am Ende der Veranstaltung, als alle Gäste gegangen waren, zu Maria gesagt haben? Waren sie stolz auf ihre Schwester, eifersüchtig, wütend?

D) Gedanken zum Abschluss:

Dies ist die eine Seite der Salbung Jesu. Die Tat der Ölung. Es gibt aber eine zweite Seite. Die Tat der echten Liebe: Die Jünger haben die Frau für ihre Tat ordentlich in den Senkel gestellt. Sie haben die Frau heftig kritisiert für die Verschwendung des wertvollen Öls. Doch die Frau hat sich offensichtlich über den Wert des Öls keine Gedanken gemacht. Sie wollte mit dem wertvollen Öl Jesus auf seine Liebe antworten. Und darum hat sie nicht gerechnet. Doch die Jünger haben das nicht verstanden. Die Jünger haben als erstes begonnen zu rechnen. Sie haben die Tat der Ölung nicht als eine Liebestat gesehen. Sie haben nur den Wert des Öls gesehen und angefangen zu rechnen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass diese Salbung die reinste Verschwendung ist. Und genau an diesem Punkt treten die Jünger in eine Falle, in die wir Menschen und auch wir Christen immer wieder hineinfallen. Denn dort, wo wir anfangen zu rechnen, dort geht die Liebe kaputt. Stirbt die Liebe. In wie vielen Familien ist die Liebe nur deshalb gestorben, weil Geschwister beim Erben oder beim Verteilen des Sach, auf Heller und Pfennig gerechnet haben. Sie haben nicht gesehen, was die Eltern aus Liebe zu den Kindern und unter großen Entbehrungen ein Leben lang aufgebaut haben. Sie haben nur den Wert von Grund und Boden gesehen. Haben gerechnet, gestritten und sich gegenseitig verletzt. Und in wie vielen christlichen Gemeinden herrscht nur deshalb Neid, Missgunst und Feindschaft unter den Christen, weil wir angefangen haben zu rechnen.

Aus: https://www.evangelische-kirche-dusslingen.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KG_dusslingen/Datein_pdf_und_Word/Predigt_Palmsonntag__Internet.pdf

Die Salbung selbst braucht solche Schlusskommentare nicht, und die Frau auch nicht. Aber wir brauchen diese Frau in unserer Mitte. Wir brauchen sie mit ihrem Mut zu kleinen Gesten. Sie machte nur wenige Handgriffe, die zugleich hoheitlich waren. Sie nachzuahmen lohnt sich. Das deutet sehr treffend ein neues Passionslied an, das wir gleich auch singen werden. Einige Zeilen davon lauten so: Kostbar war der Moment, als sie das Haus betrat, das Salböl in den Händen, um Liebe zu verschwenden… Gepriesen, was sie tat. – Kostbar war der Moment, als sie das Siegel brach und Duft das Haus erfüllte, sie zärtlich Ängste stillte… Erinnerung wirkt nach. – Kostbar war der Moment, als Jesus sie bewahrt, sie schützte und sie ehrte, als sie sein Danke hörtte… als Gott den Raum betrat. Amen.

Aus: https://www.theologie.uzh.ch/predigten/gerueche-getuschel/