Jesu Gefangennahme (Mk. 14, 41 –52)

A) Bibeltext
Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe. Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze. Er kam auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Aber Jesus sagte zu ihm: »Judas, willst du den Menschensohn wirklich mit einem Kuss verraten?« Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte. Sie fragten: »Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?« Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer, die dem Hohepriester unterstanden. Er hieb ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr und heilte den Mann. Dann wandte er sich an die Leute, die ihn festnehmen wollten: die führenden Priester, die Hauptmänner der Tempelwache und die Ratsältesten. Er sagte: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr hier angerückt! Bin ich denn ein Verbrecher? Ich war täglich bei euch im Tempel. Aber dort habt ihr keine Hand gegen mich erhoben. Doch jetzt ist eure Stunde gekommen, und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an.«


B) Das Bild
• Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an.
• Was empfinden Sie beim Betrachten?
• Fehlen Ihnen Personen auf dem Bild? Hätten Sie eine andere Szene ausgewählt?

C) Weiterführende Gedanken
• Der Verhaftungstrupp wird von Judas angeführt, „einer der Zwölf“. Haben Sie eine Vermutung, warum das extra erwähnt wird, das Judas zu dem Jüngerkreis gehört?
• In manchen Kulturkreisen ist die Begrüßung mit einem Kuß ganz alltäglich. Wie geht es Ihnen damit?
• Jesus beendet den bewaffneten Kampf, bevor er beginnt. Ist Pazifismus die einzige wahrhafte Einstellung eines Christen? Oder gibt es Situationen, in denen ein Christ kämpfen darf, vielleicht muss?
• Können sie sich eine Situation vorstellen, in der Sie jemanden, der Ihnen nahesteht, im Stich lassen würden?
• „...und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an“. Was bedeutet für Sie Finsternis? Sind Sie schon ein mal in der Finsternis gewandelt?
• Mit welchen Gefühlen geht Jesus Ihrer Meinung nach in die Finsternis? Mit leichten Schritten, weil er weiß, am Ende steht die Auferstehung? Mit zitternden Knien, weil er ahnt, welches schreckliches Schicksal auf ihn wartet?

D) Gedanken zum Abschluss:
Die Schlüsselszene, die in den Evangelien vorkommt, ist jene im Garten Gethsemane, als Judas Jesus durch einen Kuss verrät. (...) Der Theologe Treitler schließt nicht aus, dass es einen Judas-Kuss auch tatsächlich gegeben habe, meint aber, dass Judas Jesus damit nicht verraten wollte, sondern dass er ihn vielmehr dazu bewegen wollte, sich als Messias zu erkennen zu geben - als Zeichen dafür habe es in der jüdischen Tradition damals eben den Kuss gegeben, der auch Messias-Kuss genannt worden sei. (...)
Für den Theologen ist Judas also nicht der böse Verräter, sondern einer, der Jesus besonders nahe war und der ihn vor allem als Messias unmittelbar erleben wollte - und nicht als Gescheiterten. Insgesamt will Treitler zu einem neuen Blick auf die biblische Figur des Judas ermutigen. Man könne von Judas durchaus etwas lernen, so Treitler, denn in seiner Hartnäckigkeit, an Jesus als Messias festzuhalten, könne er als Vorbild christlichen Glaubens stehen.


Aus: https://religion.orf.at/v3/stories/2701717/

 

Meine Schüler fragen mich manchmal, warum ich eigentlich glaube, schließlich könneman Glauben nicht beweisen. Meine Antwort hat viel mit meiner Familiengeschichte zu tun und der Person Jesu, in der sich ein den Menschen zugewandter Gott gezeigt hat, der sich nicht davor scheut, auch die dunkelsten Momente des Lebens zu erfahren. Und ich gestehe auch ganz ehrlich, der Gedanke, dass Menschen, die ihr Leben lang Unglück und Leid über andere bringen, am Ende genauso einfach in das dunkle Loch des Todes fallen, wie die, die tapfer und mutig für andere eingetreten sind und ihr Leben gegeben haben, macht mich rasend. Die Hoffnung auf göttliche Gerechtigkeit, wie immer sie auch aussehen mag, ist ein starkes Element meines Glaubens. Ich gebe gerne zu, dieser Glaube ist ein Risiko. Am Ende könnte ich mit leeren Händen dastehen. Und dennoch: ich glaube.


U.F., Religionspädagoge

„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln."


Sophie Scholl , 21 Jahre, Mitglied der Weißen Rose, Kurz vor ihrer Hinrichtung